„Kreuzfahrten sind doch nur etwas für alte Leute.“ oder „Das machen doch nur Pensionisten.“ und „Eine Woche auf einem Schiff – da wird mir schon am zweiten Tag fad“. Sätze wie diese habe ich von meiner besseren Hälfte meistens gehört wenn ich eine Kreuzfahrt vorgeschlagen habe.
Und jetzt? Jetzt ist er (fast) der größte Fan dieser Reiseart: die Kreuzfahrt auf der Scarlet Lady ausgehend von Miami hat ihn einfach so begeistert, dass er seine Meinung um 180 Grad geändert hat.
Recht spontan haben wir uns im Herbst 2023 dazu entschieden dem kalten Winterwetter in Wien in Richtung Florida zu entfliehen. Keine Tag zu früh – denn das erste (und auch einzige) Schneechaos des Winters 2023/24 hat gleich einen Tag nach unserem Abflug zugeschlagen und Ostösterreich fast lahm gelegt.
Leider gab es zum Zeitpunkt unserer Reise keinen direkten Flug von Wien nach Miami. Deshalb hatten wir uns für die Flugroute über Chicago entschieden und hofften, dass an unseren Reisetagen kein Blizzard für Winterchaos in Chicago sorgen wird. (Wir hatten Glück!)
Wir hatten die Riviera Maya Cruise von Miami mit Stops auf Cozumel und Bimini auf der Scarlet Lady direkt über die Virgin Voyages Website gebucht:
Virgin Voyages hat es uns auch einfach gemacht: komplizierte Buchungspakete wo man Getränke-Package und Abendessenszeit aussuchen muss, gibt es hier nicht. Die Kabine konnten wir uns mittels Kategorie aussuchen, wir haben uns für eine Balkonkabine im mittleren Abschnitt entschieden.
Nach erfolgter Buchung erhielten wir die Aufforderung, alle noch notwendigen Formalitäten über die Smartphone-App zu erledigen. Hier mussten wir ein Foto unseres Reisepasses, ein Selfie sowie die Daten für das Zahlungsmittel angeben.
Vorbereitungen für die Kreuzfahrt
Schon in der App ist uns aufgefallen, dass Virgin Voyages eine eigene Sprache spricht. Passagiere sind „Sailors“, Zahlungsguthaben am Bordkonto nennen sie „Sailor Loot“, statt „Hallo“ sagt man „Ahoi“ und Landausflüge sind „Shore Things“.
24 Stunden vor Einschiffung muss man noch einen Gesundheits-Fragebogen ausfüllen. COVID-Tests und Impfnachweise mussten wir Ende 2023 nicht mehr erbringen.
Ein Abendkleid und einen Anzug mussten wir nicht einpacken – der Dresscode auf den Virgin Voyages Lady Ships ist sehr komfortabel und locker.
Einschiffung in Miami
Nach eineinhalb Tagen in Miami Beach war es für uns Zeit, zum Kreuzfahrt-Hafen zu fahren. Einige Wochen vor dem Start der Kreuzfahrt kann man über die App einen Zeitpunkt für die Einschiffung wählen. Wir wollten so viel Zeit wie möglich am Schiff nutzen und wählten die früheste noch verfügbare Zeit: 14:30 – nur eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn.
Mit einem Uber war die Fahrt von Miami Beach super flott, der Fahrer fand den gut markierten Drop-Off Point beim Virgin Voyages Terminal problemlos. Kaum waren wir aus dem Taxi gestiegen kam schon ein Virgin Voyages Mitarbeiter auf uns zu und fragte ob er uns die Koffer abnehmen darf. Wir mussten nur die Kabinennummer angeben – die bekommt man per App gleich nach der Buchung zugewiesen. Die Koffer werden dann direkt zur Kabine gebracht.
Dinge, die man am Nachmittag des Einschiffungstags benötigt, soll man in einem Handgepäckstück mitnehmen.
Im Terminal selbst war erstaunlich wenig los. Über Rolltreppen gelangt man zur Sicherheitskontrolle und weiter zu einer großen Halle wo zahlreiche Check-In Schalter zu finden sind. Hier erhalten wir unsere Armbänder, die als Schlüssel zu unserer Kabine aber auch Zahlungsmittel in den Restaurants und Bars an Bord dienen.
Jedes Armband hat einen von fünf unterschiedlichen Aufdrucke um sie voneinander zu unterscheiden. Wir hatten „Ahoy Sailor“ und „Make a Splash“. Nach einem kurzen Blick von einer Terrasse am Terminal geht’s dann auch schon an Bord.
Sail Away Party
Am Abend des Auslaufens gibt es auf der Scarlet Lady eine Sail Away Party wo man mit einem Glas Champagner von der Crew an Bord begrüßt wird. Musik und Party-Stimmung haben das Auslaufen des Schiffes bis ca. 22 Uhr begleitet.
Anders als bei anderen Kreuzfahrtlinien gibt es auf der Scarlet Lady keinen Cruise-Director. Diese Rolle übernimmt auf den Lady Schiffen eine Drag-Queen.
Bei besten Bedingungen legte die Scarlet Lady pünktlich ab. Während der Sail Away Party gab es Shows vom Animations-Team und wir konnten den Ausblick auf zahlreiche andere Kreuzfahrtschiffe entlang der Fahrt durch den Hafenkanal genießen.
Nach dem Ende der Sail Away Party waren wir erschöpft und müde vom Jetlag. Die Pyjama Party, die an dem ersten Abend im Nachtclub des Schiffes am Programm stand, haben wir deshalb ausgelassen. (Sie soll aber auch sehr ausgelassen gewesen sein.)
Adults only auf der Scarlet Lady
Die Lady Ships von Virgin Voyages unterscheiden sich in vielen Punkten von anderen Kreuzfahrtschiffen. Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Linien ist, dass auf allen Lady Ships keine Passagiere unter 18 Jahren an Bord genommen werden.
Wen wundert es daher, dass die Scarlet Lady schnell den Ruf des Party-Schiffes erlangt hat! Aus eigener Erfahrung kann ich aber berichten: es waren alle Altersstufen ab 18 Jahren an Bord vertreten. Wer einen ruhigen Ort finden wollte, konnte das jederzeit tun. Und wer lieber Action und laute Musik mag, kommt ebenfalls auf seine Kosten!
Woher der Ruf des angeblich bei Swingern beliebten Schiffes kam, konnten wir nicht herausfinden. Auf unserer gesamten Reise haben wir keine einzige verkehrte Ananas gesehen. (Wer mag kann gerne in Emma’s Blog nachlesen, was es damit auf sich hat.) Allerdings fanden wir auf einer Kabinentür ein Flipchart-Papier mit der Frage: „Does size matter?“ – samt Stift um seine eigene Meinung darauf zu notieren. (Aus Jugendschutzgründen kann ich jetzt kein Foto von dem Plakat und den darauf vermerkten Antworten hier zeigen.)
Seetage auf der Scarlet Lady
Die Seetage gaben uns die Möglichkeit, die Scarlet Lady ausgiebigst zu erkunden und die verschiedenen Angebote auszuprobieren. Durch unseren restlichen JetLag waren wir meist recht früh munter, ein besonderes Erlebnis sind die karibischen Sonnenaufgänge am Meer. Einige Jogger nutzten in der kühlen Morgenluft das Fitness Center oder drehten runden am Race Track, der Laufbahn ganz oben am Schiff. Die Außen-Fitnessgeräte wurden scheinbar selten benutzt – zumindest während unserer Spaziergänge durch das Schiff konnten wir nie jemanden hier trainieren sehen.
In der Galley, wie das Buffet hier an Bord heißt, kann man sich an verschiedenen Stationen genau das holen, was man frühstücken möchte. Hier gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt! Fixe Essenszeiten gibt es hier an Bord, im Gegensatz zu anderen Kreuzfahrtlinien, nicht.
Nach einer Tasse Kaffee haben wir dann erst einmal eine Runde durch das Schiff gemacht. Dank der frühen Uhrzeit waren wir meist die einzigen unterwegs – perfekt für tolle Fotos der Restaurants und Bars!
Den restlichen Tag haben wir am Pooldeck und in den Außen-Bars verbracht, Nachmittags haben wir für einige Stunden unseren Balkon auf der Kabine genossen. Jeder Balkon hat auch eine Hängematte – super für einen kurzen Nachmittagsschlaf!
Belegte Liegen am Pool-Deck gibt es hier nicht sehr häufig, das Personal entfernt scheinbar herrenlose Handtücher regelmäßig um möglichst allen Gästen die Möglichkeit für eine Liege zu bieten. Wer beim Pool ein Schwimmbecken zum richtig Schwimmen erwartet, wird enttäuscht. Gemäß amerikanischer Vorliebe ist der Pool so konzipiert, dass man bis zur Hüfte im Wasser stehen kann um dabei seinen Cocktail zu trinken.
Diving in Cozumel als Landausflug
Virgin Voyages bietet eine große Anzahl an Landausflügen an, unter anderem Touren zu den Ruinen der Mayas in Chichén Itzá, Schwimmen in einer Cenote oder Schnorchel-Ausflüge. Das gebotene Programm ist abwechslungsreich und bietet für wirklich jeden etwas.
Selbstverständlich hat man auch die Möglichkeit, ohne gebuchter Tour von Bord zu gehen und die Insel auf eigene Faust zu erkunden. Solange man rechtzeitig vor dem Ablegen wieder an Bord ist, ist das kein Problem.
Als begeisterte Sporttaucher konnten wir uns die Gelegenheit, die Unterwasserwelt der Karibik zu erkunden, nicht entgehen lassen. Der über die App gebuchte 2-Tank-Dive war für Nachmittags geplant, das gab uns ausreichend Zeit noch ein spätes Frühstück sowie eine Runde rund um die Promenadendecks sowie die Shopping-Area im Schiff zu drehen.
Preislich war der Landausflug OK, die Organisation vom Dive Center war – bis auf ein wenig Chaos beim Ausfassen der Ausrüstung – in Ordnung. Beim ersten Tauchgang machte der Dive Master etwas Zeitdruck beim Anziehen und ins Wasser springen, nachdem er beim ersten Dive unser Können einschätzen konnte war der zweite Tauchgang dann deutlich entspannter.
Das Boot vom Dive Center brachte uns nach beiden Tauchgängen direkt zum Pier der Scarlet Lady, denn bis zum Auslaufen war nur mehr eine halbe Stunde Zeit. Die Security Kontrolle beim boarden des Schiffes war trotz großem Ansturm schnell und verlief ohne Probleme. Lediglich bei den Liften mussten wir etwas warten – und nach zwei Tauchgängen wollte ich dann keine sieben Decks über die Stiegen nach oben steigen!
Restaurants auf der Scarlet Lady
Essen und Trinken ist ein wichtiger Bestandteil jeder Kreuzfahrt, zu vielfältig sind die angebotenen Möglichkeiten um nicht dieses und jenes zu kosten und zu probieren.
Da wir relativ spät erst gebucht hatten, konnten wir über die App keine Reservierung in einem der Spezialitäten-Restaurants machen. Unser Cabin Steward hat uns hier den Tipp gegeben, doch um 9 Uhr beim Pink Agave zu sein. Dort wäre der Service Director anwesend und wir könnten persönlich reservieren. Gesagt, getan: wir konnten für alle Restaurants die wir besuchen wollten zu unserer Wunschzeit noch einen Tisch für 2 Personen reservieren!
Im Gegensatz zu anderen Kreuzfahrtlinien sind die Spezialtäten-Restaurants auch inklusive, lediglich wenn man etwas ausgefallenes bestellen möchte (Stichwort: Austern, Tomahawk-Steak, etc.) muss man aufzahlen. Die Preise dafür sind jedoch marktgerecht und nicht überteuert.
Der Dresscode in den Restaurants kann man durchaus als casual bezeichnen, Männer durften kurze Hosen tragen und Damen in Spaghetti-Träger Tops waren ebenfalls zu sehen. Die Innenbereiche des Schiffs waren jedoch klimatisiert, wer gerne friert sollte sich eine leichte Jacke mitnehmen. Besonders abends in den Außenbereichen der Restaurants und Bars ist das für die kühlere Seeluft empfehlenswert.
Unsere Zeit auf der Scarlet Lady hat leider nicht ausgereicht, alle Spezialitäten Restaurants zu besuchen. Aber schließlich muss auch für ein nächstes Mal noch etwas übrig bleiben. Daher kann ich nur von folgenden Restaurants der Scarlet Lady berichten:
The Wake
The Wake befindet sich im Heck der Scarlet Lady und bietet einen wunderschönen Blick auf die Heckwelle (Wake). Hier bekommt man Steak und amerikanische Küche.
Das Ambiente ist genauso wie das Service gediegen und edel. Schon der Wartebereich bis man zu seinem Tisch gebracht wird, ist wunderschön und man fühlt sich wie ein echter VIP. Ideal für den Geburtstag, den wir an dem Tag unseres Besuchs hier gefeiert haben!
Hier kann man auch einen Tisch zum Brunch buchen, etwas das wir leider zu spät erfahren hatten. Beim nächsten Mal steht das ganz sicher auf unserer Wunschliste!
Gunbae
Gunbae ist das koreanische Grill-Restaurant. Hier sitzt man mitunter mit anderen Gästen an einem Tisch. Wir hatten uns auf den Abend gefreut, denn wir treffen gerne neue Leute und tauschen Reiseerfahrungen aus. Die Gäste, die an unserem Tisch saßen waren jedoch weniger kontaktfreudig, was mich etwas gewundert hat.
Das Essen wird von Mitarbeitern direkt am Tisch zubereitet, in der Mitte der runden Tischplatte befindet sich ein heißer Stein. Generell war das Essen hier eher fettig und geschmacklich nicht mein persönlicher Favorit.
Eine weitere Besonderheit im Gunbae ist die koreanische Art von Trinkspielen am Tisch, die die Atmosphäre etwas auflockern sollen. Wer keinen Alkohol trinken wollte (oder durfte), bekam eine antialkoholische Alternative serviert, um dennoch mitmachen zu können.
The Test Kitchen
Ein etwas alteratives Konzept der Küche wird in The Test Kitchen geboten. Hier gibt es ein fix vorgegebenes 5-Gänge Menü. Vor Beginn wird man jedoch gefragt ob es irgendwelche Unverträglichkeiten oder Allergien gibt und man muss aus zwei Optionen für die Hauptspeise (vegetarisch / nicht vegetarisch) wählen.
Die Kreationen die man serviert bekommt sind sehr ausgefallen und nichts für jene, die gerne täglich ihr Schnitzel und Pommes essen wollen. Da wir gerne ausgefallene und nicht alltägliche Küche auf unseren Reisen ausprobieren, fiel The Test Kitchen genau in unser „Beuteschema“ für Restaurants.
Pink Agave
Das mexikanische Restaurant an Bord. Hier gibt es Tapas, Fajitas, Tacos und noch viel mehr. Pink Agave rühmt sich auch, die größte Bar für Tequila und Mezcal auf See zu haben – wer gerne einen besonderen Tropfen kosten möchte, hat hier eine Chance.
Die Speisen sind auch häufig zum Teilen mit dem Tischpartner angerichtet – so kann jeder von möglichst vielen Dingen kosten.
Scarlet Night
Auf jeder Virgin Voyages Kreuzfahrt gibt es eine Scarlet Night. Hier wird das ganze Schiff zur Party-Location. Die Gäste sind angehalten, etwas Rotes zu tragen – ein Spaß den vielemitgemacht haben! Auch das ganze Schiff ist in Rot beleuchtet, von den Gängen bis hin zu den Bars und Außenbereichen. Trotz der etwas dünkleren Beleuchtung war es nie zu dunkel um sicher durch das Schiff zu kommen.
In allen Bars, dem Theater aber auch dem Nachtclub gibt es Veranstaltungen, die Größte davon zu Beginn am Pooldeck. Selbst der kurze Regenschauer, den wir hatten, hat der tollen Stimmung an Bord keinen Abbruch getan!
Bimini Beach Club
Als zweiten Stop unserer 5-tägigen Kreuzfahrt stand Bimini am Plan. Wir hatten diese kleine Insel bereits im Februar 2023 während eines Tauchurlaubs besucht und haben uns daher nur im Bimini Beach Club, der ebenfalls Virgin Voyages gehört, aufgehalten.
Der Beach Club besteht aus einem großen Pool, mehreren Bars und einem wunderschönen Strandabschnitt.
Ausschiffung
Die Überfahrt von Bimini nach Miami dauert nur wenige Stunden. Am letzten Tag haben wir eine relativ späte Disembarkation Zeit gebucht, das gibt uns die Möglichkeit noch in Ruhe in der Galley ein Frühstück zu genießen.
Den erwarteten Ansturm bei den Aufzügen haben wir nicht erlebt, obwohl alle Passagiere ihre Koffer selbst vom Schiff bringen müssen.
Vor dem Cruise Terminal selbst war recht viel los, der Uber Pick-Up Point war bis zur Überfüllung voll. Unseren ursprünglichen Plan, uns am PickUp Point eine Uber zu bestellen haben wir schnell aufgegeben. Wir nehmen ein „herkömmliches“ Taxi, auf das wir nur kurz in der Schlange warten müssen.
Fazit
Wir waren vom Angebot und der Qualität der Kreuzfahrt sehr überrascht. Es gab nie große Menschenansammlungen oder Wartezeiten in Restaurants oder anderen öffentlichen Bereichen. Die Crew der Scarlet Lady war sehr freundlich und zuvorkommend, sogar der Chefingenieur hat sich für uns kurz Zeit genommen um ein paar Fragen zum Schiff zu beantworten.
Unter den Gästen waren viele Nationalitäten, wir haben Deutsche, Niederländer, Kanadier und natürlich viele Amerikaner getroffen.
Meine Befürchtung, dass ich seekrank werde, hat sich nicht bewahrheitet. Selbst der eine Abend mit höherem Wellengang auf dem Weg von Cozumel nach Bimini war nach ein wenig Gewöhnung kein Problem für mich. Die mitgebrachte Reiseapotheke haben wir wieder ungebraucht mit nach Europa genommen.