Eineinhalb Wochen vor Abflug nach Las Vegas sahen wir schon unsere Felle davon schwimmen: ein Vulkanausbruch auf Island legte den gesamten Flugverkehr innerhalb Europas und auch sämtliche Transatlantik-Flüge für eine Woche lahm.
Täglich beobachten wir die Situation und hoffen, dass der reguläre Flugbetrieb wieder aufgenommen wird.Zwei Tage vor dem Abflug dann die erleichternde Meldung in den Medien: erste Flüge wurden wieder durchgeführt. Sofern der Vulkan nicht erneute Aschewolken produziert, ist mit keinen weiteren Sperren zu rechnen.
Wir hatten unseren Flug nach Las Vegas ab München gebucht, hier war ein deutlicher Preisunterschied zu einem Abflug aus Wien. Eigentlich wollten wir uns am Samstag – unserem ersten Reisetag – mit unseren Freunden Flo und Helga in Salzburg treffen um dann gemeinsam nach München weiterzufahren, spontan haben wir uns dann aber entschlossen schon Freitag Abend zu ihnen zu fahren und dann aus dem Pongau gemeinsam nach München zu fahren.
Aufbruch aus dem Gasteinertal war also Samstags pünktlich um 6 Uhr früh – unser Flieger sollte laut Plan um 12:15 von München in Richtung Philadelphia abheben. Mit den diversen Sicherheitskontrollen und den zusätzlichen Checks vorm Einchecken muss man schon genügend Zeit einplanen. Flo hat sein Auto in Salzburg „angebunden“ – dann müssen wir beim Rückweg nicht noch einmal den Umweg über Gastein nach Wien machen.
Wir hatten uns schon im Vorhinein einen Parkplatz bei IRL in München reserviert, für zwei Wochen haben wir uns dort einen Carport um knapp 70€ gemietet. Im Preis inkludiert ist auch der Transfer vom Parkplatz zum Flughafen und umgekehrt.
Knapp nach neun sind wir also am Parkplatz angekommen, laden unsere Koffer und das restliche Gepäck in den Shuttle-Bus um und parken das Auto am zugewiesenen Parkplatz. Gemeinsam mit zwei anderen Pärchen werden wir zum Terminal gebracht. Am Flughafen angekommen bekommen wir noch kurze Anweisungen wo der Transferbus bei der Ankunft wieder zu finden ist und machen uns auf den Weg zum Check-In.
Ein Profiler stellt uns da schon die üblichen Fragen wie „Ob man Gemüse oder Pflanzen mitführt?“ und „Ob man aus beruflichen oder privaten Gründen in die USA reist?“ Wir müssen auch angeben, wer unseren Koffer gepackt hat und wer seitdem Zugriff darauf hatte und ob uns irgendjemand gebeten hat etwas mitzunehmen. Wir können alle Fragen mit den richtigen Antworten beantworten und werden zum Checkin-Schalter vorgelassen.
Dort angekommen geben wir den Koffer auf, müssen angeben ob wir die ESTA Anmeldung auch gemacht haben, denn erst dann kann uns die Mitarbeiterin von Lufthansa einchecken. Hier gibt’s gleich die erste Panne: Helga hatte zwar die ESTA-Anmeldung gemacht, jedoch noch mit ihrem alten Reisepass und daher stimmt die Passnummer nicht mehr. Also müssen wir zum Computer in der Service-Stelle und die Anmeldung noch mal machen. (Helga war an diesem Punkt schon etwas verzweifelt.) Aber wir haben’s dann doch noch geschafft alle in der gleichen Sitzreihe einen Platz zu ergattern.
Da noch etwas Zeit ist, gönnen wir uns bei Starbucks als Einstimmung noch einen Kaffee, besuchen die Besucherterrasse und gehen anschließend durch die Sicherheitskontrollen. Meine Kameraausrüstung wird gründlich inspiziert (der Sicherheitsbeamte will durch alle Objektive durchschauen, besonders mein Tele ist verdächtig), darf dann aber ohne weiteres mit.
In der Abflughalle sind sogar noch die Feldbetten zu sehen, die für die vielen Reisenden aufgestellt wurden, die wegen des Vulkanausbruchs am Flughafen fest saßen. Sind wir froh, dass sich die Situation wieder etwas beruhigt hat! Hoffentlich bleibt das so – denn in zwei Wochen wollen/müssen wir ja wieder wie geplant den Heimweg antreten.
Kurz müssen wir noch warten bis wir zum Boarding aufgerufen werden und dann dürfen wir auch schon in den Sitzen für die nächsten knapp neun Stunden Platz nehmen.
Wir fliegen mit US Airways, der Vogel ist ein Airbus A330-200, wir haben Sitzplätze in der Mittelreihe.
Einer der Stewards ist zu Scherzen aufgelegt, denn als er das erste Mal mit Getränken durchgeht und in unsere Reihe fragt: „What do you want to drink?“ ist Martin schneller mit der Antwort. (Er weiß ja, dass ich immer in der letzten Minute nochmal überlege was ich will.) Da fragt der Steward ob wir ein Paar sind und wie lange. Als Martin antwortet „eight years“ schüttelt der Steward nur den Kopf:“Eight years and you still haven’t learned: Ladies first!“ Wir lachen alle und die Sache wird zum Running Gag des restlichen Fluges.
Zum Essen gibt es während dem Flug entweder Pasta oder Huhn, beides recht gut und ausreichend. Die Crew geht auch regelmäßig durch die Reihen und teilt Getränke aus, das ist auf so langen Flügen sehr wichtig. Dank dem Entertainment-System, meinem mitgebrachten Buch sowie iPod vergeht die Zeit halbwegs schnell – schlafen können wir alle vier nur relativ wenig.
In Philadelphia müssen wir in die USA einreisen, wir müssen diesmal alle zehn Finger auf den Scanner legen. Flo ist frech zum Beamten und macht einen Scherz über die Wedding-Chapels in Las Vegas und auf die Frage ob er Obst oder Gemüse mit hat antwortet er wahrheitsgetreu mit „Ja, einen Apfel“, darauf hin malt der Beamte ein A auf seine Zollerklärung. Noch wissen wir nicht, was ihm da blüht – aber da wir alle eine 1 oder 2 auf unseren Zetteln stehen haben vermuten wir eine weitere Kontrolle. Mal sehen… vielleicht A wie Apple?
Wir holen also unsere Koffer ab (sie haben’s mehr oder weniger bis hierhin überstanden, unsere orange-weiße Reisetasche hat etliche schwarze Fahrer abbekommen) und marschieren zum Zoll. Prompt wird Flo herausgeholt (wahrscheinlich wegen dem A??) und muss den Koffer aufmachen und kontrollieren lassen. Es ist aber alles in Ordnung und er darf das Gepäck weiter auf die Reise schicken.
Gleich um’s Eck werden wir die Koffer wieder los, sie sind ja schon bis Las Vegas durchgecheckt. Am Weg zum Gate (das am anderen Ende des Flughafens Philadelphia liegt) kommen wir bei einem Dunkin Donuts vorbei und müssen gleich zuschlagen: Cappucino und ein Donut müssen sein! Eine Stunde müssen wir noch warten, dann dürfen wir auf den Flieger nach Las Vegas. Diesmal kein Entertainment System – mal abgesehen von der Stewardess, die den Service unterbrechen muss da sie gesundheitliche Probleme hat. Ihre Kollegin tut dafür alles was sie nur kann um den Service so gut wie möglich weiter zu machen.
Wir verschlafen die meiste Zeit des fünfstündigen Fluges, die ersten Spuren des Jetlags werden spürbar, und pünktlich um 20:45 Ortszeit Las Vegas landen wir nach 26 Stunden unterwegs sein mehr oder weniger frisch. Die Wartezeit bis die Koffer vom Band fallen (ca. 30 Minuten) vergeht jetzt überhaupt nicht mehr. Uns können auch die Spielautomaten in der Flughafenhalle nicht locken, wir sind einfach nur geschlaucht von dem langen Flug, wollen nur mehr unser Mietauto abholen und im MGM Grand einchecken wo wir vorreserviert hatten.
Nachdem wir dann endlich die Koffer haben fahren wir mit dem Bus zum Mietwagen-Terminal wo alle Autovermieter zu finden sind. Wieder warten. Endlich sind wir dann an der Reihe, legen freundlich alle unsere Führerscheine, ID’s und deren Übersetzungen hin und zeigen der netten Dame am Schalter die Reservierungsbestätigung.
Und schon die nächste ungeplante Begebenheit: Sie meint, das macht dann aber 10$/Tag und Fahrer extra. Wir: „Wie? Nein, das ist alles inkludiert.“ Sie: „Wo steht das, zeigen Sie mir das bitte?“ Nachdem auf der Reservierungsbestätigung aber nichts von der Anzahl der Fahrer zu finden ist, beschließen wir, dass Flo unser Fahrer wird und wir keine weiteren Fahrer zahlen wollen. Wir sind einfach nur müde und wollen uns nicht mehr mit sowas auseinandersetzen.
Halbwegs glücklich machen wir uns also auf den Weg zur Choice Line. Wir müssen einen Van nehmen der eine California-License Plate hat, weil wir das Auto in San Francisco wieder retournieren und dort offensichtlich keiner ein Auto mit einer anderen Nummerntafel haben will. Auch gut, soll uns recht sein – ist doch schließlich egal was da vorne drauf steht. Nur ist weit und breit kein California-Van zu sehen, wir haben die Wahl zwischen Colorado, Nevada und Texas.
Also marschiere ich zum Schalter und erkläre, da gibt’s keinen mit California-License Plate. Die Angestellte ruft ihren Vorgesetzten an und erklärt uns dann, wir können irgendeinen nehmen. Gut, das will ich aber jetzt schriftlich haben – nicht dass wir dann in zwei Wochen ein Problem in San Francisco haben.
Schließlich haben wir uns dann für den Van aus Nevada entschieden – Modell, Farbe und Ausstattung wären bei allen dreien die verfügbar waren gleich gewesen. Nach 28 Stunden Anreise haben wir den Van dann auch in der Garage des MGM Grand abgestellt und im Hotel eingecheckt. Nach einer kurzen Erkundungsrunde durch das Casino des MGM (wir mussten ja noch den Starbucks für den Frühstückskaffee suchen) sind wir dann müde ins King-Size Bed gefallen.
Gut geschlafen haben wir nicht besonders, aber so ist das eben in den ersten Nächten: man wacht mitten in der Nacht auf weil’s daheim ja schon Vormittag ist!
Am nächsten Tag wollen wir gleich ins Valley of Fire aufbrechen und auch der Hoover Dam steht auf dem Plan.