Wer in San Francisco ist wird sie unmöglich übersehen oder überhören können: die San Francisco Cable Cars. Die historischen Waggons bieten ein einzigartiges Erlebnis für alle, die die Stadt am Golden Gate erkunden wollen und sind ein absoluter Pflichtpunkt für alle, die das erste Mal in San Francisco sind.
Die drei Linien der San Francisco Cable Car sind heute weltweit die einzigen Strecken, die mit einem entkoppelbaren Kabelsystem unterwegs sind. Besonders beliebt sind sie bei Touristen – aber auch viele Einheimische nutzen dieses öffentliche Verkehrsmittel.
Der Entrepreneur Andrew Smith Hallidie gilt heute als Erfinder der San Francisco Cable Cars. Der Überlieferung nach kam es immer wieder zu Unfällen, wo Pferde am glattgeschliffenen Pflaster ausrutschten und sich so schwer verletzten. Um das Leiden der Pferde, die die schweren Wagen auf die steilen Hügel der Stadt ziehen mussten, zu mindern, kam er 1869 auf die Idee, ein mit Dampf angetriebenes Kabelsystem dafür einzusetzen.
Ein erster Test war 1873 erfolgreich: Clay Street Hill Railroad nahm den Betrieb auf. In Summe hatte die Stadt um die Jahrhundertwende ca. 53km Cable Car Strecke. Das Erdbeben von 1906 zerstörte jedoch einen Großteil der Infrastruktur.
Über die Jahrzehnte gewannen die elektrische Straßenbahn und später Busse mehr an Popularität. Vor allem auch, weil deren Betrieb zu günstigeren Konditionen machbar war. Die heutigen Cable Car Linien San Francisco’s verdanken wir einer Bürgerinitiative, die sich Ende der 1940er Jahre für deren Erhalt durchgesetzt hat.
San Francisco Cable Car Linien
Insgesamt gibt es heute noch drei dieser Cable Car Linien, die je nach Wochentag und Tageszeit jeweils im Abstand von 10 – 20 Minuten abfahren:
- Powell – Hyde (in der Karte blau dargestellt)
- Powell – Mason (in der Karte grau dargestellt)
- California (in der Karte rot dargestellt)
Alle drei Linien kreuzen einander beim Cable Car Power House, wo sich auch das Cable Car San Francisco Museum befindet.
Am beliebtesten ist wohl die Linie Powell – Hyde, da sie eine Station direkt am oberen Ende der Lombard Street hat.
Eine Fahrt kostet pro Person 8USD, Tickets kann man vorab an den Endstationen und online über die App der SFMTA kaufen.
Cable Car Turn Tables
Am Ende der Linien befindet sich jeweils ein Kopfbahnhof. Die Mannschaft der Cable Cars dreht die Waggons nur mit Muskelkraft auf Drehscheiben um 180 Grad und kann danach in die Gegenrichtung weiter fahren.
Das Drehen der San Francisco Cable Cars ist ein besonderes Spektakel, das viele Touristen gerne mit ansehen.
Wie funktionieren die Cable Cars?
Die Seile, die in einer Versenkung in der Mitte der Schienen laufen, werden zentral von einem Power House aus angetrieben. Die einzelnen Cable Cars klinken sich während ihrer Fahrt mehrmals ein und wieder aus:
Während der Fahrt sieht man den Fahrer zwar mit verschiedenen Hebeln werken und im hinteren Teil der San Francisco Cable Car steht ein weiterer Mitarbeiter an einer Kurbel – aber was machen die?
Die Mannschaft
Der Fahrer an den Hebeln ist der sogenannte „Gripman„. Er ist dafür zuständig das Kabel aufzunehmen bzw. los zu lassen wenn der Waggon langsamer werden soll oder stehen bleiben muss. Der Gripman bedient auch die Schienenbremse mit einem weiteren Hebel und hat ein Pedal für die Fußbremse. Im hinteren Teil des Waggons ist der „Bremser“ am Werk, er ist zusätzlich auch noch Schaffner für diesen Waggon.
Da zwischen Gripman und Bremser meist recht viele Passagiere sitzen und stehen und die Cable Car nicht gerade ein geräuscharmes Verkehrsmittel ist, können sie sich nicht durch Zurufe verständigen. Die beiden Fahrer kommunizieren über verschiedene Glockensignale miteinander.
Bremsen einer San Francisco Cable Car
Die Schienenbremse
Betätigt der Gripman die Schienenbremse mit dem Hebel, senken sich Holzklötze auf die Schienen und verlangsamen so die Fahrt des Waggons. Dies reicht natürlich nicht aus um in einem steilen Streckenabschnitt die Cable Car zum Stillstand zu bringen.
Die Fußbremse
Mit der Fußbremse werden Bremsbacken am vorderen Drehgestell angezogen, sie bremsen den Waggon am stärksten ab. Sie wird genau wie die Schienenbremse vom Gripman im vorderen Teil des Waggons betätigt.
Die Radbremse
Die Radbremse wird in steilen Streckenabschnitten zusätzlich zur Schienen- und Fußbremse eingesetzt. Da der Gripman mit den beiden anderen Bremsen schon genug zu tun hat, bedient die Radbremse der Bremser im hinteren Waggonteil.
Das Kabel
Das Kabel einer Cable Car Linie ist permanent in Bewegung, der Gripman nimmt es zur Weiterfahrt auf bzw. ergreift es mit dem Greifer fester. So kann das Kabel nicht mehr durch den Greifer durchrutschen und die Cable Car fährt an. Das Aufnehmen und Loslassen des Kabels ist eine gar nicht so einfache Aufgabe, greift der Mechanismus zu schnell fährt die Cable Car ruckartig an und eventuell auf den Trittbrettern stehende Passagiere könnten hinunter fallen.
Die Kabel dehnen sich natürlich mit der Zeit etwas, das ist auch abhängig davon wie viele Cable Cars auf einmal „eingeklinkt“ sind. Mitunter muss ein Kabel neu verlegt werden. In so einem Fall wird das neue Kabel in das alte verspleisst und neu eingezogen. Dann wird das alte Kabel aufgerollt und mit dem neuen ein neuer Kreislauf gebildet.
Alle Kabel werden im Maschinenhaus an der Ecke Mason St./Washington St. betrieben. Direkt im Maschinenhaus ist auch das Cable Car Museum untergebracht, der Eintritt ist sogar gratis. Vom Besucherraum aus kann man auch die Antriebsrollen beobachten.
In den Kurven werden die Kabel über Rollen umgelenkt, es gibt zwei Arten von Kurven: Let-Go Kurven und Pull-Kurven. Je nachdem welche Kurve gefahren werden muss, muss der Gripman richtig reagieren.
Da die Seile nur in eine Richtung laufen muss am Ende der Strecke gewendet werden. Die Waggons der Cable Cars können ebenfalls nur in eine Richtung fahren. Es gibt sogenannte „Turn Tables“ auf denen die beiden Fahrer der Cable Cars den Waggon relativ leicht wenden können.
Eine weitere Besonderheit der Cable Cars und ihrer Fahrer sind die rhytmischen Klingelzeichen die sehr oft und meistens an Stellen mit vielen Zuhörern erklingen: alljährlich gibt es unter den Fahrern der Cable Cars einen Klingelzeichen-Wettbewerb. Und für so einen Wettbewerb muss natürlich geübt werden. Wer genau hinhört kann so die einzelnen Fahrer voneinander unterscheiden.